Eine kleine Pause mit Geschichte

„Die Nachricht an den Zwerg“ vorgelesen von Leony Stabla

Die Nachricht an den Zwerg

Es war einmal ein kleiner Zwerg, der lief pfeifend durch den Zauberwald. Gut gelaunt hüpfte er über Stock und Stein, so dass seine rote Zipfelmütze lustig wippte.

Wie jeden Morgen sah er nach, ob in der Futterraufe genug Heu lag, ob das Mühlrad ordentlich arbeitete und ob seine Fliegenpilze gut gewachsen waren.

Er hielt ein kleines Schwätzchen mit Frau Rabe, lauschte auf das Schnarchen von Herrn Fuchs, als er an seinem Bau vorbeikam und spielte eine Runde Fangen mit den kleinen Hasenkindern.

Alles war wie immer. Doch, als sich der Zwerg für einen kurzen Gruß zur Schnecke herunterbeugte, fiel sein Blick auf etwas Glänzendes, das unter einer Baumwurzel hervor blitzte.

Neugierig schlich er näher und streckte seine Hand aus. Trotz seiner schmalen Finger hatte der Zwerg Mühe, den Gegenstand herauszuziehen, doch mit etwas Geduld gelang es ihm. Es war eine kleine goldene Feder, die an ein feinsäuberlich gerolltes Stück Papier gebunden war.

Eine Nachricht? Eine Schatzkarte? Wild schlug sein Herz, als er das Papier mit zitternden Fingern aufrollte. Doch die Enttäuschung war groß, denn auf dem Papier stand nichts. Gar nichts. Es war innen genauso rein weiß, wie auch außen.

Traurig ließ der Zwerg die Arme sinken. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand ein leeres Stück Papier verstecken sollte. Und wozu wäre die goldene Feder gut, wenn nicht zum Schreiben? Er steckte das Papier in seine Tasche und machte sich auf den Heimweg.

Zuhause angekommen legte der Zwerg Holz in den Ofen, damit sein Feuer nicht ausging. Er hatte mehr Zeit als üblich im Wald verbracht und es fröstelte ihn ein wenig, deshalb setzte er sich auf die Ofenbank. Das Papier in seiner Tasche ließ ihm keine Ruhe und so nahm er es wieder heraus, drehte und wendete es, hielt es gegen das Licht, roch daran und besah es noch einmal von allen Seiten. Es war nichts darauf zu erkennen. Das Papier war weiß wie eine Schneeflocke.

Der Zwerg legte es auf der Ofenbank ab, stand auf und ging auf die Suche nach seiner Lupe. Vielleicht könnte er ja so irgendetwas erkennen. Wo hatte er die Lupe bloß zuletzt gehabt? Er erinnerte sich nicht. Suchend sah er sich im Raum um, als sein Blick erneut auf den Zettel fiel.

Mit beiden Händen rieb sich der Zwerg seine Augen, denn er konnte nicht glauben, was er nun sah: Wie von Zauberhand erschien eine Schrift auf dem Papier, sie musste durch die Wärme der Ofenbank sichtbar geworden sein.

geschrieben von Leony Stabla